Fünf Reiche 1 - 3 (German Edition) by Ralph Gawlick

Fünf Reiche 1 - 3 (German Edition) by Ralph Gawlick

Autor:Ralph Gawlick [Gawlick, Ralph]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-05-15T22:00:00+00:00


13.

Mirellas Worte arbeiteten noch immer in Turegs Kopf. Der stolze Zwerg war innerlich total verwirrt und hin- und hergerissen. Auf der einen Seite konnte und wollte er den Worten dieses Menschenweibes keinen Glauben schenken und auf der anderen Seite wollte er gerne ihre Worte, die irgendwie durchaus Sinn ergaben, akzeptieren. Letzteres hätte bedeutet, dass er bei Seinesgleichen hätte bleiben können. Nur hätte er dafür über seinen Schatten springen müssen und bereit sein müssen, Veränderungen anzunehmen und nicht kategorisch abzulehnen. Doch dafür war er noch Zwerg genug. Derart abartige Veränderungen waren nicht akzeptabel. Oder waren sie es doch? Alleine die Tatsache, dass er so lange über sein weiteres Handeln nachdachte, war schon ein Beleg für seine innere Veränderung. Tureg hatte bereits damit begonnen, sich den neuen Begebenheiten anzupassen, ohne dies selber zu bemerken. Trotz der Gedanken, die in seinem Kopf arbeiteten, gewannen diejenigen, die sein altes Ich repräsentierten, letztendlich die Oberhand. Er war einfach noch nicht soweit. Nein, dieses neue Leben mit einer veränderten Zwergenkultur, das wollte er nicht führen. Nein, er wollte nicht mit Menschen an seiner Seite in Frieden leben. So entschied sich Tureg, die Höhle des Löwen zu verlassen und wieder sein Glück an der Oberfläche zu suchen. Mit großer Wut, aber auch Trauer im Bauch verließ er die Stollen und war glücklicherweise nicht dem grellen Sonnenlicht, an das er sich wieder erst hätte gewöhnen müssen, ausgeliefert. Als er den Ausgang erreicht hatte, war es bereits dunkle Nacht. Lediglich die ihm mittlerweile bekannten kleinen Lichter am Himmel erstrahlten in ihrem Glanz und erhellten die Gegend.

Tureg stampfte lange ziel- und planlos durch die steinige Gegend vor dem Höhleneingang. Es war ein wirklich unwegsames Gelände. Diese Höhle war wirklich gut von der Außenwelt abgeschirmt und ein ideales Versteck. Nach einer Zeit hatte er den sehr steinigen Bereich passiert. Der Eingang des Stollens, in welchem seine alten Freunde nun lebten, war mittlerweile nicht mehr zu sehen. Noch immer waren seine Gedanken von großer Wut erfüllt. Zum einen war es die Wut über Mirella, Parok und die anderen verbannten Zwerge, die ihre Traditionen missachteten. Zum anderen war er auch über sich selbst wütend. Warum hatte er nur derartig versagt und diesen Menschen in der heimischen Höhle nicht zur Strecke gebracht? Diese Suppe hatte er sich selbst eingebrockt. Das hatte er jetzt davon. Tureg erkannte seine Ausweglosigkeit. Wo sollte er nun hin? Als er aus den heimischen Stollen wegen seines Versagens verbannt worden war, da hatte er zumindest ein Ziel gehabt. Er hatte dieses Ziel auch erreicht und sich so tapfer durch diese grelle Menschenwelt gekämpft. Er hatte sich von diesem ekligen Menschenfleisch, welches dann letztendlich doch gar nicht so eklig war, ernährt. Er hatte Qualen erlitten, um sich an diese beißende Helligkeit zu gewöhnen und war wie ein Blinder umhergeirrt. Und zu allem Übel hatte ihn auch noch dieses grässliche, kleine, längliche Vieh gebissen und außer Gefecht gesetzt. All dies hatte er überstanden. All dieses Leid hatte er auf sich genommen, um diesen verdammten Stollen der Verdammten zu finden. Gefunden hat ihn aber letztendlich der Stollen und nicht er ihn.



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